HERKUNFT

Leseprobe "Ooty"
aus "Indien-Impressionen"
© Klaus Schumacher, Berlin 2006

Mehrstündig durchgeschüttelt erreiche ich Ooty per Bus. Was als großartiges Bergpanorama begann, endet oben in sanften, unspektakulären Hügeln; wenn ich es nicht genau wüßte, käme ich nicht darauf, hier hoch in den Bergen zu sein. Mit seinen 2240 Metern Höhe hatte ich in Ooty eine klare, saubere Bergluft erwartet, das Gegenteil ist der Fall, ein Geschmack wie bei smog-Alarm legt sich mir auf die Zunge. Es muß an der dünnen Luft liegen, daß die Fahrzeuge hier solch heftige Abgasteppiche legen. Es brauchen nur zwei oder drei Busse vorbeizufahren, schon liegt die Straße für Minuten unter einer dunklen Wolke und dieser Geschmack stellt sich wieder ein.
Abends sitze ich allein in einem kleinen Restaurant. Ich fühle mich gut! Die Inder vermitteln mir genug Wärme, mich nicht einsam zu fühlen.
Tags darauf entdecke ich eine schöne Ecke um Ooty herum. Einem Tip folgend, habe ich mich aufgemacht, kann mein Ziel aber zunächst nicht finden. Ich bin schon eine Weile herumgeirrt, habe schon aufgegeben, bin schon weit zurückgegangen, als ich mich einem Fischer anschließen kann. Mit seinen beiden Angelruten in der Hand legt der kleine, mittelalte Mann einen Schritt vor, den ich nur mit großer Mühe mithalten kann. (9.1) Eine verlassene Alle mit wunderschönen, alten Eukalyptus-Bäumen, einige davon schon länger tot und zum Gerippe verkommen, führt uns zu einem See, doch kaum daß ich dort sitze, entsteht ein Waldbrand. Während der Fischer mit einem zweiten flüchtet, bleibe ich zunächst sitzen, dann nähere ich mich dem Brand, ich gehe immer näher an die Feuerzungen heran, so nahe, bis mir zu heiß wird. Erst beobachtete ich das Feuer, dann fotografiere ich es. Es schmerzt mich, gesunde, schöne Pflanzen verbrennen zu sehen, doch ich wußte bislang nicht, daß auch ein Waldbrand ein sattes Maß an Schönheit und Ästhetik haben kann, und so verwende ich viele Aufnahmen dafür, dies festzuhalten. (9.2)

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