HERKUNFT

Leseprobe "Fort Kochi"
aus "Indien-Impressionen"
© Klaus Schumacher, Berlin 2006

Die chinesischen Fischfangnetze geben dem Strand eine skurrile, mittelalterliche Kulisse. Ein Netz von 9 mal 9 Metern ist an allen vier Enden mit beindicken Holzstreben verbunden, die hoch über dem Netz zusammenkommen und am wasserseitigen Ende einer riesigen, hölzernen Wippe befestigt sind. Vom landseitigen Ende der gewinkelten Wippe hängen Seile herab. An einigen davon baumeln schwere Steine, in unterschiedlichen Höhen und einfach nur mit Seil umschlungen, was riskant aussieht. An den anderen lassen Fischer den landseitigen Teil der Wippe rauf und runter und somit das Netz ins und aus dem Wasser. Runter ist weit schwieriger als rauf, sechs Fischer müssen dazu unter Einsatz aller Kräfte daran ziehen. Die ganze Konstruktion ist schon sehr verwittert, Seil ist das einzige, was sie zusammenhält. Die besagten langen, dicken Streben setzen sich aus mehreren kürzeren zusammen, auch sie jeweils nur zusammengebunden. Es knarrt, wenn die Wippe betätigt wird. Nur wenig vor den Netzen, vielleicht 25 m vom Ufer entfernt, schwimmen unzählige Delphine. (9.5)
Scharen von Krähen und auch ein Falke kreisen um die Netze herum, versuchen schneller zu sein als die Fischer, wenn die Netze hochgezogen werden. Oben auf einer der Streben läßt sich eine Krähe nieder, sie hat ein Glöckchen dicht um den Hals! Das ist doch viel zu groß für sie, viel zu schwer, die arme Krähe! Nun steigt sie wieder auf, kommt dabei näher. Nein, doch kein Glöckchen, es scheint eher ein Teebeutel zu sein, der sich um ihren Hals verfangen hat. Komisch ist das schon irgendwie, auch diese Variante wirkt auf mich nicht so recht überzeugend, doch die merkwürdige Erscheinung ist bereits unseren Blicken entschwunden.

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