HERKUNFT

Leseprobe "DDT" aus "Indien-Impressionen"

Abends, 20:15 Uhr, ich will gerade den Internetladen verlassen. "Close the door!", bellt mir eine Frau entgegen, die sich ein Tuch vor den Mund hält und hereingestürmt kommt. Die Straße liegt unter dichtem Nebel, wie ihn ein Auto mit defekten Kolbenringen hinterlässt, das jede Menge Öl mitverbrennt und als Qualm durch den Auspuff jagt. Es ist die DDT-Vernebelungsmaschine. Draußen herrscht beißender Gestank, wie härteste Petrochemie, penetrant wie Katzenpisse. Niemand mag jetzt rausgehen. Nach einigen Minuten, als es auch in dieser Stube heftig nach DDT stinkt, schaltet der Besitzer den Ventilator ab. Der hat die ganze Zeit Luft von der Straße hereingesogen. Ich gehe, denn drinnen wird es lange dauern, bis die Luft besser wird, draußen dagegen regnet es in Strömen, was die Luft wäscht. Nach wenigen Metern kann ich in eine Seitenstraße abbiegen und mich von der vergifteten Zone entfernen. Die DDT-Maschine, der gefürchtete schwarze Lastwagen, kommt an diesem Abend noch zwei weitere Male. Es wimmelt trotzdem vor Mücken. Die offenen Abwasserkanäle anzugehen, diese stehenden Kloaken, wäre gegen die Mückenplage sicherlich wirkungsvoller. Tags darauf rede ich mit etlichen Leuten über diesen Pestizideinsatz. Die Meinungen gehen absolut auseinander. Während alle Westler, mit denen ich rede, entsetzt sind, sehen Inder in der Aktion das kleinere Übel. Schließlich werden in den nächsten Tagen unglaublich viele Menschen hier erwartet, und man will ja nicht, dass von ihnen jemand krank wird. Es gibt sogar Leute, die ausdrücklich darum gebeten haben, die DDT-Maschine möge doch auch durch ihre Straße fahren und nicht nur über die Hauptstraße.