HERKUNFT

Leseprobe "Elmina"
aus "Unterwegs in Ghana"
© Klaus Schumacher, Berlin 2006

Wir sind nach Elmina (18) gefahren. Hauptattraktion ist hier die Festung, eine der größten an Ghanas Küste, und wie all die vielen anderen war sie eine Sklavenburg. (19) (20) Irgend jemand ist Anfang des 17. Jahrhunderts darauf gekommen, in Afrika Eingeborene zu fangen und sie als Sklaven zu verkaufen. Das war sogar einträglicher als der Handel mit Gold oder Elfenbein, alle seefahrenden europäischen Staaten mischten mit, Portugiesen, Holländer und Engländer voran, selbst das damals eigenständige Brandenburg war mit von der Partie. Die Schwarzen wurden übelst behandelt: gefangen, eingekerkert über Monate in viel zu engen Verließen, mit glühenden Eisen gebranntmarkt, verschleppt. Behandelt wie Vieh, standen sie in den schlecht belüfteten Kellern knöcheltief in der eigenen Scheiße. Wer Widerstand leistete, wurde in die Todeszelle gesperrt, wo er weder Brot noch Wasser bekam, solange, bis er tot war. Über 10 Millionen Westafrikaner wurden verschleppt, noch heute gibt es in Ghana Gebiete mit verringerter Bevölkerungsdichte, eine Spätfolge aus der Zeit, als dort ganze Dörfer systematisch überfallen und deren Einwohner gefangen und verschleppt wurden. Eine Gruppe Ghanaer hat eine Führung durch die Festung genommen, sie stehen vor einem Gebäude im Innenhof und erfahren, daß dies die Kirche war und hier regelmäßig die heilige Messe gehalten wurde und die weißen Festungsherren, fromm wie sie waren, hier eifrig beteten. Die Ghanaer müssen lauthals lachen, so absurd war diese Doppelmoral.
Fanti erzählt mir, wie sie bei ihrem ersten Besuch dieser Festung schier die Geister der hier Umgekommenen hat schweben sehen. Und dann finden wir auch den Raum mit Hunderten von Fledermäusen an der Decke. (21) Es stinkt bestialisch, hier bekommt man fast keine Luft. Als ich gehe, habe ich den Eindruck, in meinen Aufnahmen den merkwürdigen spirit dieser Festung eingefangen zu haben. (22) (23) (24)

Bildverweise:
 
 
 
   

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