HERKUNFT

Leseprobe "Dionisios Traum" aus
"Von Buenos Aires nach Ayahuasca"

Es ist rund 20 Jahre her, dass Dionisio seinen Wehrersatzdienst in Bolivien ableistete. Von dort besuchte er einmal einen Freund im benachbarten Peru. Er hatte bis dahin nie etwas mit psychotropen Substanzen zu tun gehabt und nahm nur, weil es sich halt so ergab, zusammen mit ein paar anderen an einer Ayahuasca-Sitzung teil. Die Erfahrung, die er dabei machte, war mächtig, es katapultierte ihn aus seinem Körper in den Weltraum hinaus, er sah die Erde wie aus einer Raumkapsel im Orbit, reiste noch viel weiter ins All, und als er zurückkehrte, konnte er seinen Körper nicht mehr sehen. Statt dessen befanden sich dort, wo dieser hätte sein müssen, leuchtende Energiebälle, die sich erst allmählich in seinen Körper zurückverwandelten. Er hörte eine Stimme, die ihm verkündete, er werde eine beträchtliche Zeit seines Lebens im Dschungel verbringen. “So ein Unsinn!” dachte er später, kehrte nach Bolivien zurück und nach Ende seines Ersatzdienstes nach Frankreich, wo er Literatur unterrichtete. Ein Jahr war normal vergangen, als er einen sehr intensiven Traum hatte. Er wachte morgens auf, ging ins Bad, schaute in den Spiegel und gewahrte, dass ihm ein Pflänzchen aus dem Mund wuchs. Kurzerhand schnitt er es ab. Doch es begann erneut zu wachsen, er betrachtete seinen geöffneten Mund im Spiegel und sah, dass überall Samenkörner steckten, die zu sprießen begannen. Aus Mund und Nase, ja sogar aus den Ohren wucherten ihm Lianenpflanzen entgegen. Es war Ayahuasca. Entsetzt wachte er auf und ging in seinen Alltag. Doch zehn Tage später suchte er den Direktor auf, erklärte diesem, er habe sich den falschen Job ausgesucht und kündigte. Nun lebt er schon seit fast 20 Jahren am Rande des Dschungels.