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Leseprobe "Berlin"
aus "auf Suche"
© Klaus Schumacher, Berlin, Bali und Indien,2008


1

Sybilla wacht im Krankenhaus auf und es geht ihr dreckig. Kopfschmerzen ohne Ende. Auch der Bauch schmerzt.
  "Gut, daß du´s gleich ausgekotzt hast, sonst wärst du bereits ´ne Minute später weg gewesen", sagt der Mann in Weiß, doch bei ihr kommt mehr oder weniger nur ein Dröhnen an.
  "Kann ich Wasser haben?" bringt Sybilla mühsam zwischen ihren trockenen Lippen hervor.
  "Du darfst heute und morgen noch nichts trinken! Aber du hängst ja am Tropf."

Als sie aus dem Krankanhaus entlassen wird, geht sie zum Bahnhof und löst mit ihrem letzten Geld eine Fahrkarte nach Berlin. Dort versucht sie einen Neuanfang. Nach dem Selbstmordversuch hängt sie mehr am Leben als zuvor, den Nullpunkt hat sie durchschritten, jetzt kann alles nur besser werden. Sie ist sich sogar sicher, eine Lösung für ihre desolate Seelenlage gefunden zu haben: Ganz viel Sex!


2

Fred war gerade aus einer Band rausgeflogen, was ihn hinsichtlich seines Freundeskreises arg zurückwarf, und stimmungsmäßig ging es ihm elendiglich. Bedröbbelt hängt er in seiner Wohnung ab, ihm fällt dieser Tage einfach nichts ein, was ihm Spaß macht, und Musizieren - wozu? Seine düsteren Gedanken verdichten sich meist dahingehend, wie er sich rächen kann. Damit sie im Proberaum erreichbar waren und außerdem ein wenig frische Luft zu atmen bekamen, war er durch Kellerschächte gekrochen und hatte Kabel und Rohre verlegt. Und davon sollten die anderen jetzt weiterhin profitieren? Das ging ihm mächtig gegen den Strich. An die Endpunkte würde er von außen herankommen. Vom Klingelknopf könnte er die Befestigung kappen, er würde einfach in den Schacht hinunterfallen, und von den anderen hatte es keiner drauf, darin hochzuklettern und ihn wieder anzubringen. Das machte den Proberaum schon einmal von außen unerreichbar, was die jetzt dringend nötige Suche nach einem Ersatzmann für ihn sehr erschweren würde. Und die Lüftung? Abgeschaltet bekam er sie nicht. Aber er konnte vielleicht etwas bewerkstelligen, daß die anderen sie sogar freiwillig von selber abstellen würden, dazu mußte er am Anfang des Saugrohres nur etwas anbringen, das bestialisch stank, und zwar - .
  Da klingelte das Telefon. Fred sprang regelrecht hin und hob ab.
  "Hier ist Sybilla."
  "Hallo Sybilla!" freute sich Fred, fürs erste von seinen Phantasien erlöst.
  "Ich bin grad in Berlin. Kann ich bei dir wohnen?"
  "Na klar, warum nicht!"
  "Ich meine: Kann ich bei dir einziehen?"
.....

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