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Leseprobe "Gott war ein älterer Mann"
aus "Neuzeit"
© Klaus Schumacher, Indien, Bali und Berlin, 2008

Gott war ein älterer Mann, der in einem Zimmer an einer Art Schachbrett saß. Stets trug er einen grauen Anzug, und in seinen Brillengläsern spiegelte sich das Licht. Eine leichte Behäbigkeit war ihm zu eigen. Ab und zu veränderte er die Anordnung der Figürchen ein wenig.
  Man konnte ihn aufsuchen, sich zu ihm setzen und mit ihm reden, sogar über das, was er gerade tat. Dann und wann machte er wieder einen Zug, und mitunter wirbelte es damit die ganze Menschheit durcheinander.
  Aus Versehen war ein gewisser Teil des Universums materiell geworden, der Rest aber nicht. Gott fand das nicht so prickelnd. Dieser Umstand sorgte immer wieder aufs Neue für Verdruß: Die einen verstanden es nicht, und die anderen glaubten, sie seien, weil materiell, etwas Besseres als das Nichtmaterielle. Aber es wäre mühsam gewesen, das wieder rückgängig zu machen, obendrein hätten sich dabei am Ende wohl mehr neue Fehler eingestellt, als behoben worden wären.
  Lari begann sich schon nach kurzer Zeit zu langweilen. In ihrer Welt war für Gott kein Platz, war er doch auch nur eine Illusion.

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