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Leseprobe aus "unterwegs nach Mexiko"
© Klaus Schumacher, Indien, Bali und Berlin, 2008

Mittlerweile hat der LKW angehalten, ist zwar am ausgebrannten Bus vorbeigekommen, konnte aber nicht die Straßensperre passieren, die die Guerilla hier veranstalten. Mehrfach fällt ein Schuß. Hier stehen mehrere Fahrzeuge, alle festgehalten, drüben, 100 m weiter, ist es in Gegenrichtung ähnlich.
  Ich komme mit ein paar San Salvadoreanern ins Gespräch. Sie bilden eine kleine Gruppe und wollen alle über die grüne Grenze nach Mexiko, wo sie arbeiten wollen. Obwohl ich niemanden von ihnen sehe, müssen hier ein paar Guerillas postiert sein, um jeglichen Verkehr gegebenenfalls mit Waffengewalt zu stoppen.
  "Wir gehen jetzt rüber," teilt mir einer der Salvadoreaner mit.
  "Habt ihr denn keine Angst, daß sie auf euch schießen?"
  "Wir sind einfache Leute, uns werden sie schon nichts tun. Kommst du mit?"
Das könnte meine Chance sein, jetzt durchzukommen, statt auf unbestimmte Zeit hier festzusitzen! Doch wie gefährlich ist das für mich? Immerhin sind mehrfach Schüsse gefallen und ich unterscheide mich von den Salvadoreanern, ich bin größer als sie und habe diesen großen Rucksack, sie dagegen nur Taschen. Einer nach dem anderen von ihnen tritt aus der Deckung des vordersten Fahrzeuges hinaus auf das freie Wegstück. Nichts geschieht. Schon ist der letzte von ihnen losgegangen, ein kleiner Pulk Menschen hintereinander. Ich zögere. Die ersten von ihnen haben bereits die Fahrzeuge drüben erreicht, sind unbeschadet wieder in Sicherheit gelangt, nun muß ich mich entscheiden, denn wenn der Abstand zu groß geworden ist, wenn sie sogar alle schon von der freien Fläche verschwunden sind, bin ich keiner mehr von ihrer Gruppe, dann ist es gefährlicher. Ich wage es. Ich trete einen Schritt vor, werde weithin sichtbar, ...

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